Wir haben bei uns im Stadtviertel eine sehr engagierte Person, die sich freiwillig um die Grünstreifen am Fußgängerweg kümmert. Liebevoll werden dort Blumen und Sträucher gepflanzt und gehegt. Leider kommt es immer wieder vor, dass Hundebesitzer diese Grünstreifen als Hundetoilette“ benutzen. Der „Gärtner“ hat auf einem lamenierten Schild folgende Bitte:
Liebe Hunde, bitte macht in die Tüte!
Danke, die Gärtner*innen
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Abends dann, beim gemeinsamen Abendessen habe ich meiner family davon erzählt. Dann kamen die ersten Fragen:
Was bedeutet gendern eigentlich genau?
Laut Wiki kommt „gender“ aus dem Englischen und bedeutet soziales Geschlecht. Wir benutzen das Wort „gendern“ in Bezug auf die gleichgeschlechtliche Anpassung im schriftlichen Inhalt – bedeutet, dass wir unseren schriftlichen Text anpassen und es nicht mehr der Kollege gibt – sondern Kolleg*innen.
Und warum gendern wir überhaupt?
Kurz gesagt – um zu zeigen, dass wir als Gesellschaft die Gleichberechtigung wollen und anstreben. Es sollte keine Unterschiede zwischen den drei Geschlechtern divers – weiblich – männlich geben. Da Sprache Verhalten und Bewusstsein beeinflussen kann, macht das Gendern wahrscheinlich Sinn. Die kommenden Generationen werden dann, so wird gehofft, wenn es z.B. um den Beruf des Arztes geht, nicht mehr nur das Bild des Mannes mit weißem Kittel im Kopf haben.
Vielleicht wird den Kindern ja tatsächlich somit der Zugang zu „typisch männlichen“ oder „typisch weiblichen“ Berufen erleichtert. Der Polizist muss kein Mann sein, die Erzieherin muss keine Frau sein…..
Der *Text hat sich schon vielerorts durchgesetzt. Wir lesen aber auch häufig neutrale Wörter oder Umschreibungen für ehemals eindeutig geschlechtsspezifische Begriffe. So wird aus dem Forscher der Forschende und der Leser der Lesende. Der Beobachter wird Beobachtende und die Sekretärin wird zur Assistenz oder Bürokraft.
Einige Begriffe haben sich in den letzten Jahren schon etabliert. Die Putzfrau wird Reinigungskraft genannt. Der Präsident ist das Staatsoberhaupt oder der Vorsitz und die Schüler sind die Klasse.
Natürlich gibt es Berufe oder Bezeichnungen für Personen, die schwieriger sind, sie zu gendern. So sollte es keinen Gewinner mehr geben – sondern den ersten Platz. Aus dem Fan wird die sehr begeisterte Person und aus dem Künstler die kunstschaffende Person.
Gewöhnungsbedürftig sind auch die zusammengesetzten Wörter. Wie gendere ich z.B. den Arztbrief? Ärztliches Informationsschreiben? Medizinischer Bericht?
Das wir das Wörtchen „man“ nicht mehr nutzen, sollte dann auch klar sein. Wir schreiben jetzt „wer abschreibt“ und nicht mehr „wenn man abschreibt“; „wer vergisst“ und nicht mehr „wenn man vergisst“.
Ich finde es sehr spannend, zu verfolgen, ob und wie sich die genderfreundliche Schreibweise durchsetzt. Viele werden diese Entwicklung für verrückt halten – dennoch ist es – wahrscheinlich richtig und wichtig. Wir zeigen somit, dass wir die Gleichberechtigung aller Geschlechter vorantreiben und vor allem, dass wir diese wollen. Für unsere Kinder ist es außerdem bedeutend, einen neutralen Blick auf Berufe und Personen zu haben.