Und dann ist sie weg

 

Sie hat meinen schwarzen Mantel an und einen Rucksack auf dem Rücken – der große rote Koffer steht neben ihr. Sie ist irgendwie nervös und aufgeregt. Der Gesichtsausdruck zeigt die pure Lust auf das Leben und die Welt.

 

Meine Tochter verlässt das Zuhause und zieht, wie viele andere auch zum Studieren in eine andere Stadt.

 

Dass die Kinder groß werden und irgendwann ausziehen, weiß ich – schließlich leben die beiden größeren Brüder auch schon in WG`s und lernen fürs Studium. Aber dass sie nun auch schon so weit ist und tatsächlich wegzieht berührt mich mehr als ich erwartet habe.

Ob es daran liegt, dass sie meine einzige (leibliche) Tochter ist? Oder weil wir in den letzten Jahren wirklich viel zusammen erlebt haben?  Oder weil ich ein bisschen Angst um sie habe?

Wahrscheinlich berührt mich ihr Auszug, weil alle genannten Punkte zusammenkommen. Doch wenn ich länger darüber nachdenke, dann gibt es einen weiteren Grund – einen total egoistischen:

Sie fehlt mir beim Wäschemachen, beim Kochen, beim Einkaufen, beim Vokabeln abfragen, bei der Problembewältigung mit den jüngeren Geschwistern – auch mit den älteren Geschwistern und ganz besonders beim Diskutieren hier bei unseren allabendlichen Tischgesprächen…….

 

Aber wie schön ist es bitte, dass ich mit drei weiteren potenziellen Einkäufern, Reinigungskräften, Köchen, Problembewältigern sowie Moderatoren zusammenlebe und sie ab sofort ausbilden kann – Patchwork sei Dank!