Ich habe meinen Kindern heute anvertraut, dass ich im Lockdown über 3 Stunden täglich am Handy war. Ich schäme mich dafür, da ich mir zwar ständig die neusten Zahlen, Meinungen und Ereignisse um Covid reingezogen habe – aber nebenbei auch auf sämtlichen Portalen unterwegs war. Außerdem habe ich sehr viele Warenkörbe gefüllt – zum Glück aber nicht endgültig gekauft.
Jetzt – Wochen später kann ich darüber nachdenken und mir eingestehen, dass ich wie gelähmt war.
Ich war nicht in der Lage, die Zeit, die ich auf einmal hatte, sinnvoll zu nutzen
Ich habe weder Bücher gelesen (die aber gekauft), Brot gebacken (aber Hefe gekauft), Klamotten ausgemistet, die Küche von oben bis unten und auch tief in den Schränken geputzt, noch habe ich hier weiter philosophiert, fotografiert oder mit Freunden kommuniziert.
Tatsächlich habe ich nur gewartet…. darauf, dass der „Spuk“ wieder weg ist und dass ich mein altes Leben zurückbekomme.
Nur ganz langsam bin ich aus meinem Schneckenhaus herausgekommen, konnte die ersten Sonnenstrahlen im April mit Abstand genießen, habe die Jogginghose gegen ein Kleid getauscht und den Kindern erlaubt, mal selber zu Budni zu gehen.
Aber dieses Gefühl, nicht in der Lage zu sein, etwas Sinnvolles zu machen, etwas ohne Reue zu genießen ist noch lange dagewesen.
Jetzt steigen die Infektionszahlen wieder stark an
Wir müssen uns damit beschäftigen, wie das Leben/der Alltag weitergeht, wenn es nun zu erneuten Schließungen und Verboten kommt.
In Schockstarre verfalle ich nicht, dafür habe ich in den letzten Wochen zu viel gelernt. Ich habe gelernt, geduldiger zu sein und zu warten. Ich habe gelernt, mit Veränderungen, die ich nicht beeinflussen kann, umzugehen. Ich habe gelernt, dass Vertrauen und Hoffnung in die Wissenschaft mir die Angst nimmt.
Außerdem bin ich dankbar für meine Familie, Gesundheit, Humor und enge Beziehungen
Ich denke, die Voraussetzungen sind ganz gut, die nächsten Wochen und Monate nicht nur zu überstehen, sondern bestmöglich zu erleben. Ich werde auf keinen Fall mehr das Handy nur aus Frust und Langeweile nutzen sondern in all das investieren, für das ich schon dankbar bin.